Borussia Dortmund als Deutscher Meister 2023? Was noch in der Winterpause als völlig utopisch schien (der BVB stand in der Tabelle auf Platz sechs), ist seit dem vergangenen Wochenende ein realistisches Szenario. Fünf Spieltage vor dem Saisonende führt die Mannschaft von Trainer Edin Terzic die Bundesliga-Tabelle an. Sollte der BVB die letzten fünf Partien allesamt gewinnen, dann geht die Schale an den Borsigplatz. Die Euphorie in Dortmund ist jetzt schon grenzenlos.
Es war ein Schlachtruf aus den 1980er Jahren, der von der Südtribüne angestimmt wurde. Das ganze Stadion stimmte mit ein, nachdem Borussia Dortmund einen 4:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt über die Ziellinie gebracht hatte.
Nur eine Woche nach dem enttäuschenden 3:3 in Stuttgart und drei Wochen nach dem Verlust der Tabellenführung und dem Ausscheiden aus dem Pokal. „Der BVB ist wieder da!“, sangen die Zuschauer. Besser hätte man die Situation nicht auf den Punkt bringen können.
Bayern-Niederlage sorgt für brodelnde Stimmung im Westfalenstadion
Das Stadion hatte sicherlich einen großen Anteil an dem Sieg am Samstag. Der Mainzer Ausgleich zum 1:1 gegen Bayern München 95 Minuten vor dem Anpfiff wurde von den Fans, die bereits auf ihren Plätzen saßen, leise bejubelt.
Der Mainzer Treffer zum 2:1 acht Minuten später ließ ein Raunen durch die Menge gehen. Würden die Bayern also tatsächlich Punkte abgeben? Das Mainzer Tor zum 3:1 wurde dann schon frenetisch gefeiert.
Mannschaft lässt sich von der Euphorie tragen
Dieses Tor fiel, als der Mannschaftsbus um 17:09 Uhr in die Strobelallee einbog und die letzten Meter bis zum Westfalenstadion fuhr.
„Marco hat mir schon im Bus gesagt, dass das Stadion heute ausrasten wird“, erzählte Karim Adeyemi später bei BVB TV, als er ein Gespräch mit Reus auf dem Sitz neben ihm wiedergab.
Julian Brandt verriet: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es uns überhaupt nicht interessiert, was woanders passiert. Das Ergebnis hat einen kleinen Schub gegeben. Wir hatten das Spiel um 18:30 Uhr, das war wie für uns gemacht.“
Zur Halbzeit war das Spiel schon entschieden
Und so war es dann auch. 73.665 BVB-Anhänger (die 7.700 Auswärtsfans hatten andere Interessen) trugen ihre Mannschaft durch die Aufwärmphase und eine – trotz aller Bemühungen – zähe Anfangsphase.
Erst in der 14. Minute gab es mit einem Freistoß von Donyell Malen den ersten Torschuss des Spiels. Doch dann kamen die Chancen – und die Schwarz-Gelben zeigten sich einmal mehr in Torlaune und erzielten durch Jude Bellingham, Malen und Mats Hummels drei Tore zur 3:0-Halbzeitführung, die den Weg zum Sieg ebnete.
Der Treffer von Malen zum 4:0-Endstand war das 41. Tor des BVB seit der Winterpause, kein anderes Team hat 2023 die 30-Tore-Marke überschritten.
Noch fünf Schritte bis zur Meisterschaft
„Wir sind zufrieden mit der Leistung und auch mit dem Ergebnis. Aber es ist nur ein Schritt, den wir gemacht haben“, sagte Edin Terzic mit Blick auf einen emotionalen Fußballabend.
Fünf Spiele stehen noch aus: auswärts gegen Bochum, zu Hause gegen Wolfsburg und Gladbach, auswärts gegen Augsburg und zu Hause gegen Mainz.
„Der Sieg fühlt sich sehr gut an. So müssen wir spielen, wenn wir am Ende ganz oben stehen wollen“, erklärte Sportdirektor Sebastian Kehl und ergänzte: „Die Tabelle sieht jetzt sehr gut aus. Wir haben ein wichtiges Spiel gewonnen, aber wir müssen cool bleiben und dürfen nicht in übertriebene Euphorie verfallen.“